Medizinisches Cannabis enthält neben den Hauptwirkstoffen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) eine Vielzahl weiterer therapeutisch relevanter Inhaltsstoffe. Dazu gehören auch die sogenannten Flavonoide. Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die überall in der Pflanzenwelt vorkommen und verschiedene Aufgaben erfüllen. In diesem Beitrag informieren wir Sie über die wichtigsten medizinischen Eigenschaften von Flavonoiden, die ergänzend zum therapeutischen Erfolg von Cannabis beitragen können.
Flavonoide sind verschiedene Pflanzenstoffe, die sich vom Molekül Flavan ableiten. Sie sind zum Beispiel für die Färbung von Blüten, jedoch auch für die Ausbildung von bestimmten Gerüchen verantwortlich. Mitunter dienen sie dazu, bestäubende Insekten anzulocken oder Fressfeinde abzuwehren.[1] Auch der Schutz vor UV-Strahlung, die Bindung von Nährstoffen und die chemische Kommunikation mit anderen Organismen gehört zu den natürlichen Aufgaben verschiedener Flavonoide.[2] Viele Früchte wie Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen verfügen über einen hohen Anteil an Flavonoiden, der sich sowohl auf ihr charakteristisches Erscheinungsbild als auch auf den Geruch und Geschmack auswirkt. Auch Cannabis enthält eine Vielzahl von Flavonoiden. In unterschiedlichen Cannabissorten wurden bisher über 30 verschiedene Flavonoide identifiziert.[3] Darunter auch die cannabisspezifischen Cannflavine A, B und C.[4]
Im menschlichen Körper können sich bestimmte Flavonoide gesundheitsfördernd auswirken. Mitunter verfügen Flavonoide über antioxidative Eigenschaften. Dadurch beugen sie der Ausbreitung von schädlichen Zellen (sogenannten freien Radikalen) vor.[5] Bestimmten Flavonoiden werden zudem antibakterielle und entzündungshemmende Wirkungen zugeschrieben.[6] Zweiteres gilt besonders für die drei bekannten Cannflavine.[4] Aufgrund ihrer bioaktiven Eigenschaften können Flavonoide das Immunsystem stimulieren und zur Aufrechterhaltung der körpereigenen Abwehr beitragen.[7]

Darüber hinaus gibt es Hinweise auf eine mit Flavonoiden zusammenhängende Verbesserung des Herz-Kreislauf-Systems. Demnach können Flavonoide helfen, den Blutdruck zu regulieren und die Durchblutung zu fördern.[8]

Die für die Cannabistherapie wichtigsten Wirkstoffe sind THC und CBD. Allerdings gibt es Forschungsmeinungen, die darauf hindeuten, dass Terpene und Flavonoide im Zusammenspiel mit Cannabinoiden wichtige Funktionen für die medizinische Wirkung von Cannabis erfüllen. Nach dieser Auffassung können Flavonoide die Aufnahme anderer Wirkstoffe im Körper verbessern und ihre Effekte modulieren. Dieses aus der Kombination von Flavonoiden, Terpenen und Cannabinoiden entstehende Wirkungsprofil wird auch als Entourage-Effekt bezeichnet. Die genaue Funktionsweise des Entourage-Effekts und seine therapeutischen Potenziale sind Gegenstand aktueller Forschung.[9]
Im Gegensatz zu THC erzielen Flavonoide ihre Wirkung eher langfristig. Aus Cannabis bezogene Flavonoide reihen sich dabei in andere Stoffe ein, die Patient:innen regelmäßig über die Nahrung aufnehmen. Flavonoide lindern also keine akuten Symptome. Stattdessen können sie in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung zu einem gesünderen Lebenswandel beitragen, Erkrankungen vorbeugen und sich ergänzend auf den Erfolg der Cannabistherapie auswirken.
Bei der Einnahme von Flavonoiden spielt die Temperatur eine wichtige Rolle. Dementsprechend ist die Einhaltung der medizinisch verschriebenen Darreichungsform von großer Bedeutung. Bei einer zu starken Erhitzung von Cannabisblüten können therapeutisch wirksame Stoffe verloren gehen.

Die Einnahme von medizinischem Cannabis durch einen Vaporisator gewährleistet eine hohe Bioverfügbarkeit. Das heißt: Beim Verdampfen und Inhalieren von Cannabisblüten erreichen besonders viele Wirkstoffe den menschlichen Organismus. Viele Flavonoide erreichen den Körper hingegen auch durch die orale Einnahme von Cannabis, etwa durch den Verzehr von Cannabistee oder sublingual eingenommenen Extrakten. Bei nicht auf Tee basierenden, flüssigen Darreichungsformen ist darauf zu achten, dass es sich um sogenannte Vollspektrum-Extrakte handelt. Dies sind in der Regel Öle, die nicht nur THC und CBD umfassen, sondern möglichst alle Wirkstoffe der Cannabispflanze, also auch Flavonoide, in sich vereinen.
Je nach Cannabissorte verfügen medizinische Cannabisblüten über unterschiedliche Anteile an Flavonoiden. Diese Unterschiede werden bei der Auswahl der Medikation bisher eher vernachlässigt. Allenfalls werden sie relevant, wenn es darum geht, den Geschmack der Blüten festzustellen und eine Sorte zu finden, die Patient:innen zusagt. Das Hauptaugenmerk genießen nach wie vor der THC- und der CBD-Gehalt. Möglicherweise führt die weitere Erforschung des Entourage-Effekts in Zukunft dazu, dass auch Flavonoide bei der Auswahl von Cannabispräparaten stärker berücksichtigt werden.

Flavonoide tragen ergänzend zur medizinischen Wirkung von Cannabis bei. Dabei wirken sie sich zum Beispiel entzündungshemmend und zellschützend aus. Ihr volles therapeutisches Potenzial entfalten Flavonoide, indem sie die Wirkung anderer Inhaltsstoffe regulierend mitbestimmen. Wenngleich Flavonoide sich nicht zur Behandlung von akuten Beschwerden eignen, sind sie dadurch ein wichtiger und natürlicher Bestandteil der Cannabistherapie. Darüber hinaus hängen der Geschmack und das Erscheinungsbild verschiedener Cannabissorten zu weiten Teilen von den enthaltenen Flavonoiden ab. Patient:innen haben dadurch in Absprache mit behandelnden Ärzt:innen die Möglichkeit, unter zahlreichen Sorten das Medikament zu finden, mit dem sie sich am wohlsten fühlen.
Medizinisches Cannabis ist in Deutschland ausschließlich in Apotheken erhältlich. Um medizinisches Cannabis kaufen zu dürfen, ist ein ärztliches Rezept erforderlich. Alle Ärzt:innen sind befugt, ein Cannabisrezept auszustellen, wenn dadurch die Aussicht auf eine Linderung der vorliegenden Symptome besteht.[10] Zudem haben viele Patient:innen die Möglichkeit, eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse zu erzielen.[11] Andernfalls können Patient:innen die Kosten mittels Privatrezept auch selbst tragen.
Wer über ein Cannabisrezept verfügt, kann es bei MYCANNABIS einlösen. Nach der kostenlosen Registrierung können Sie uns das Rezept in digitaler Form (mit E-Signatur) oder als QR-Code zusenden. Alternativ besteht für Sie die Möglichkeit, es direkt bei uns vor Ort einzulösen. Danach erhalten Sie ein Angebot für das gewünschte Präparat. Wenn Sie das Angebot annehmen, stehen Ihnen verschiedene Zahlungsoptionen zur Verfügung. Darunter die Zahlung über Klarna, per Kreditkarte oder als Banküberweisung. Anschließend senden wir Ihnen das gewünschte Präparat als Paket an die angegebene Adresse. Bei der Lieferung entstehen keine zusätzlichen Kosten.
1. Liu, W. et al. (2021). The Flavonoid Biosynthesis Network in Plants. International Journal of Molecular Sciences. 22(23), 12824.
https://doi.org/10.3390/ijms222312824
2. Bautista, J. L. et al. (2021). Flavonoids in Cannabis sativa: Biosynthesis, Bioactivities, and Biotechnology. ACS Omega, 6(8), 5119-5123.
https://doi.org/10.1021/acsomega.1c00318
3. Abdel-Kader, M. S. et al. (2023). Chemistry and Biological Activities of Cannflavins of the Cannabis Plant. Cannabis and Cannabinoid Research, 8(6).
https://doi.org/10.1089/can.2023.0128
4. Erridge, S. et al. (2020). Cannflavins – From plant to patient: A scoping review. Fitoterapia 146, 104712.
https://doi.org/10.1016/j.fitote.2020.104712
5. Chen, L. (2024). Feature-Based Molecular Network-Assisted Cannabinoid and Flavonoid Profiling of Cannabis sativa Leaves and their Antioxidant Properties. Antioxidants 13(6), 749.
https://doi.org/10.3390/antiox13060749
6. Jin, D. et al. (2020). Sekundärmetaboliten in Cannabisblütenständen, Blättern, Stammrinden und Wurzeln für medizinische Zwecke. Wissenschaftliche Berichte 10, 3309.
https://doi.org/10.1038/s41598-020-60172-6
7. Hazekamp, A. et al. (2010). Chemistry of Cannabis. Leiden University.
8. Hughston, L. & Conarton, M. (2025). Terpene und Flavonoide: Ätherisches Cannabisöl. In: Cital, S. et al. (Hrsg.). Cannabistherapie in der Veterinärmedizin. Springer.
https://doi.org/10.1007/978-3-031-67821-9_4
9. Barmer (2025). Wunderpflanze Cannabis – was Hanf und seine Inhaltsstoffe so besonders macht.
https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/cannabis/inhaltsstoffe-1132260
10. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (2024). Hinweise für Ärztinnen und Ärzte.
https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Medizinisches-Cannabis/Hinweise-fuer-Aerzte/_node.html
11. Kassenärztliche Bundesvereinigung (2024). Erstverordnung von Cannabis: Kein Genehmigungsvorbehalt mehr für bestimmte Fachgruppen.
